Körperliche Berührungen sind immer Grenzverschiebungen, denn jede Berührung erschüttert die Grenze zwischen dem Selbst und dem Anderen. In einer Umarmung verschwimmen wir - was ist ich und was ist nicht-ich? Wir sind Berührte und Berührende zugleich.
Wir mögen eine Vorstellung unseres Selbst und unserer körperlichen Grenzen haben, doch wenn wir uns auf eine taktile Erfahrung einlassen, spüren wir unseren Körper anders. Die Diskrepanz zwischen Körperbild und Körpererleben wird deutlich. Wir sind nicht statisch und klar definiert, sondern fluide, sich wandelnd und verletzlich. Vor allem aber sind wir viel mehr als denkender Kopf oder reagierender Körper.

In „Umarmung mit dem unbekannt Vertrauten“ geht es nicht nur um das Umarmen eines Gegenübers sondern auch um eine Begegnung mit sich selbst. Die feuchte Tonsäule lässt sich formen und verändern. Sie reagiert auf den Druck des eigenen Körpers. Sie ist den Abdrücken ausgeliefert und standhaft zugleich. Man kann darin verweilen, spüren, sein, sich verlieren und sich vergewissern, dass man existiert. Die Spuren vieler Menschen werden darin festgehalten und mit der Zeit entsteht so eine kollektive Skulptur.